Handelswege
rund um Bergisch Born
rund um Bergisch Born
Von Reinhard Diesing:
Wir kennen aber schon Handelswege, die rund 2000 Jahre alt sind. Der älteste Handelsweg, der sogenannte bergische Höhenweg, ging von Köln-Mühlheim über Dünwald, Schlehbusch, Wermelskirchen, Born, Lennep, Beyenburg und Schwelm nach Witten und Hamm in Westfalen. Im frühen Mittelalter führte dann ein weiterer Weg von Lennep über Lüdorf, Forsten, Hückeswagen, Wipperfürth nach Siegen und weiter nach Frankfurt. Dies war die sogenannte Eisenstraße. Aus dem Siegener Raum bezog die Eisenindustrie ihr Rohmaterial. Wie schlecht die Straßen im bergischen Land waren, zeigt ein Bericht, nachdem die Fuhrleute, die aus dem Kölner oder Siegener Raum kamen, vor dem Bergischen abladen ließen und nicht selten mit halber Fracht die schlimmen Wege auf bergischem Boden so gut durcharbeiten mussten, wie sie eben konnten.
Die Landesherren hatten für die Instandhaltung der Wege zu sorgen. Außerdem waren sie für das sichere Geleit der Reisenden verantwortlich. Dafür zogen die Landesherren Wegzölle und Geleitgelder ein.
Auch für das Amt Bornefeld werden solche Zollstellen 1398 und 1555 genannt. Ergiebige Zollstellen wurden gerne in Pfand oder Pacht genommen. Die notwendigen Arbeiten durch Hand- und Spanndienste gehörten zu den lästigen Aufgaben der Anrainer und wurden dementsprechend lässig ausgeführt. Man darf sich daher unter der „Straße“ nichts Besseres vorstellen als ein „Bündel ausgeleierter Wagengeleise“, die allmählich zu tiefen Hohlwegen ausgefahren und ausgewaschen wurden.
Frachtwagen konnten am Tag günstigstenfalls 25-30 km zurücklegen. Bei nassem Wetter war der Weg kaum zu passieren, weshalb für diesen Fall höhere Frachtkosten angesetzt waren. In welch verwahrlostem und gefährlichem Zustand sich diese Straßen noch im 17. Jahrhundert befanden, zeigt ein Reisebericht aus dem Jahre 1606.
Der Lübecker Ratsherr Heinrich Brockes, der sich in diesem Jahre als Führer einer hanseatischen Gesandtschaft von Hamburg nach Madrid zum König Phillipp III. begab, berichtet über den Zustand der Wegverbindungen zwischen Lennep, Born und Wermelskirchen folgendes:
„Den 9. Dezember 1606 zogen wir aus Lennep einen überaus bosen Wegh und Bergh hinauf, so sehr tiefe hole Wege hatte, die alle hart gefroren, also das man die Wagen mit Bömen und Winden mußten heraufer helfen, und war nicht Wunder, das wir Wagen und Pferde nicht gantz zu Schaden machten; aber der liebe Gott halff uns den Tagh auch allgemach fürt; wir konnten die Heerstraßen nicht halten wegen des tieffen Weges, mußten durch die Ecker und Garten fahren, und wurden den Tagh mehr als 30 Zeune durchgebrochen und Graben ausgefüllet, damit wir furt kamen. Den Mittag bei Wermelskirchen, zum „Neuwen Hause‘,‘ “ und den Abend „zur fetten Hennen“, alda es auch sehr gefherlich war wegen der Reuter, so herumb lagen, und mußten mit unser Convoy die Nacht Wacht halten und das Torff besetzen.“
Der Neubau von befestigten Straßen, sogenannten Kunststraßen, begann im Bergischen Land im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts.
Von Reinhard Diesing †
Fortsetzung aus dem „Bergisch Borner Blättchen“ von Dezember 1999