Die Jahre 1930-1933
rund um Bergisch Born
rund um Bergisch Born
Von Reinhard Diesing: Am 14. August 1930 wurde in Hückeswagen eine Ortsgruppe der National sozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) gegründet.
Die Arbeitslosigkeit hatte eine bisher nicht gekannte Größe erreicht. Um die schlimmste Not zu lindem, wurden 1930 Barspenden als Notopfer gesammelt.
Durch die starken Schneefälle im Februar 1931 wurden in der Dorpmühle Skibahnen mit einer Sprungschanze angelegt. Die Skibahnen erfreuten sich bei ausgezeichnetem Winterwetter großer Beliebtheit.
Im April desselben Jahres wurden im‑ Regierungsbezirk Düsseldorf „bis auf Weiteres Versammlungen und Umzüge unter freiem Himmel verboten:“ Zusammenstöße radikaler Gruppen gefährdeten die öffentliche Sicherheit. Das Tragen von militärähnlicher oder Parteikleidung wurde verboten.
Im August 1931 flog ein Zeppelin über Bergisch Born. In diesem Jahr gab es Unmengen von Blaubeeren, dass man von einer Rekordernte sprach.
Am 5. September wurde gegen Mittag in der Zeit von halb elf bis halb drei Uhr eine Kuh des Landwirtes Welken in Lüdorf, auf der in der Nähe von Forsten liegenden Weide vollkommen abgeschlachtet. Es wurden nur der Kopf, das Fell, die Klauen und die Gedärme vorgefunden.
Dreiundzwanzig junge Männer fanden sich am 19. September 1931 in der Gaststätte „Bergerhöhe“ ein, um, wie sie sagten, auch in Bergisch Born Fußball zu spielen. Nach langen Debatten, Fragen und Warnungen zum Trotz, beschloss die Versammlung einen Fußballverein zu gründen. Der Verein bekam den Namen „Turn‑ und Spielverein Bergerhöhe, Bergisch Born“. Als Vereinsfarben wurden „schwarz und weiß“ gewählt. Der erste Vorstand setzte sich aus den Sportskameraden Ernst Schröder, Hans Leymann, Erwin Bürgel, Max Urban Paul Hefen und Hermann Buchholz zusammen.
Zum ersten Fußballspiel wurde folgende Mannschaft aufgeboten: Theo Hülsken, Hein Büllesbach, Willi Bürgel, Willi Hessenbruch, Karl Bertram, Heinz Döring, Max Urban, Erich Jung, Erwin Bürgel, Fritz Kesper und Paul Kirch.
Schon am 12. Dezember 1931 konnte auch eine Turnabteilung eröffnet werden. Die Zahl der Turner einschließlich der turnenden Jugend hatte schnell die vierzig überschritten.
Im Frühjahr 1932 meldete der Sportverein auch zwei Faustballmannschaften zur Meisterschaftsrunde. Beide Mannschaften konnten schon im ersten Jahr recht erfolgreich abschneiden. Auch die Turner kehrten mit einem 1., 2., 5., 8., 11., 13. und 14. Platz zurück. Die Turnjugend errang einen 1., 2. und 5. Platz
Das politische Jahr 1932 stand ganz im Machtkampf zwischen den Nationalsozialisten und den Kommunisten, wobei in Hückeswagen drei Kommunisten durch Revolverschüsse getötet wurden.
Nach dem Ergebnis der Reichspräsidentenwahl vom 13. März 1932 stand fest, dass bei dem zweiten Wahlgang der jetzige Reichspräsident Paul von Hindenburg mit einer sicheren Mehrheit rechnen durfte.
Der zweite Wahlgang brachte am 5. April 1932 in Hückeswagen folgendes Ergebnis:
Hindenburg: 2463 Stimmen
Hitler: 2237 Stimmen
Thälmann: 826 Stimmen.
Am 24. April fanden in Preußen Landtagswahlen statt. Hier siegten die Nationalsozialisten.
Das Ergebnis in Hückeswagen:
NSDAP: 2264 Stimmen
Zentrumspartei: 1350 Stimmen
Kommunistische Partei: 937 Stimmen
Deutsch nationale Volkspartei: 406 Stimmen
Sozialdemokratische Partei: 299 Stimmen.
Das Jahr 1933 begann mit einer Grippewelle, im Januar mussten im Bergischen Land zahlreiche Schulen vorübergehend geschlossen werden.
Im März fanden Reichstagswahlen und Stadtratswahlen statt. In beiden Wahlen ging die NSDAP als stärkste Partei hervor.
Auf dem Remscheider, Hückeswagener und Wermelskirchener Rathaus wurde die Hakenkreuzfahne und die Reichsflagge „schwarz- weiß-rot“ aufgezogen.
Da die zwei gewählten KPD-Stadtverordneten in Hückeswagen unter Hochverrats verdacht standen, durften sie an den Sitzungen des Stadtparlaments nicht teilnehmen.
Im April 1933 wurden zahlreiche KPD- Funktionäre im Bergischen Land von der politischen Polizei verhaftet und „abtransportiert“. Wohin, konnte nicht ermittelt werden.
Das Erntedankfest wurde zur großen Kundgebung des Nationalismus. Allein in Remscheid marschierten 25 000 Menschen durch die Stadt.
Ab dem 24. November 1933 waren Ärzte nicht arischer Abstammung , sowie Ärzte, deren Ehegatten nichtarischer Abstammung waren, zur Tätigkeit bei den reichsgesetzlichen Krankenkassen nicht mehr zugelassen.
Am 21. April 1934 erteilte der preußische Regierungspräsident die erforderliche Genehmigung für den Bau einer Kanalisation und Kläranlage der Stadt Hückeswagen.
Der Muttertag bekam den NS-Stempel aufgedrückt: Mütter sind „Seele des Volkes“, sie stehen an der „Front des Aufbruchs“. Am besten waren die Frauen mit den meisten Kindern.
Im Juli fanden Sammlungen „Mutter und Kind“ statt.
Der Sportverein Bergerhöhe, Bergisch Born trat im Jahr 1934 dem Westdeutschen Sportverband bei.
Von Reinhard Diesing †
Fortsetzung aus dem „Bergisch Borner Blättchen“ von Dezember 1999